Streit um Flüchtlingskosten: Scholz will „Deutschlandtempo“

Über die Flüchtlingskosten gibt es immer noch Streit. Der Kanzler will dafür sogar eine eigene Arbeitsgruppe einrichten.

Es gehe darum, bei Infrastrukturprojekten, aber auch in vielen anderen Bereichen „schneller, einfacher und günstiger“ zu werden, sagte Weil. Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) betonte, dass es bei der Beschleunigung der Planung „schneller gehen“ müsse. Er bestätigte, dass zu diesem Thema eine Sonderkonferenz des Ministerpräsidenten mit Scholz geplant sei. Es gehe darum, einen „Schub“ zu entwickeln, „um den Staat handlungsfähiger zu machen“.

Bund und Länder haben am Donnerstag verschiedene Streitpunkte besprochen, konkrete Entscheidungen aber verschoben. Laut Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) solle „zügig“ eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die sich mit dem Thema Beschleunigung der Planung befassen soll. Zur Frage der Aufteilung der Flüchtlingskosten wurde lediglich ein Zwischenstand besprochen. Auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Scholz bekräftigten die Vertreter der Länder ihre Forderung nach einer baldigen Einigung.

Bund und Länder hatten sich bereits im September auf einen „Pakt zur Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsbeschleunigung“ geeinigt. Die Details sind heute noch offen. Nach Angaben des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) soll nach der Sommerpause ein Termin zum „Schließen des Pakts“ vereinbart werden.

Die Länder fordern mehr Geld vom Bund und außerdem ein „atmendes System“, das die Kostenübernahme durch den Bund automatisch an die Zahl der Neuankömmlinge anpasst. Die Bundesregierung argumentiert, dass die Unterstützung für Länder und Kommunen bereits deutlich erhöht wurde.

Ein subventionierter Industriestrompreis ist innerhalb der Bundesregierung umstritten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat dazu Anfang Mai ein Konzept vorgelegt. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und seine Partei lehnen dies ab.

Scholz verwendete im Zusammenhang mit der Planungsbeschleunigung erneut den Begriff „Deutschlandtempo“. Das habe das Land beim Aufbau von LNG-Terminals gezeigt und es müsse künftig „für alles“ gelten, sagte die Kanzlerin. Es sei der „gemeinsame Wille“ aller Beteiligten, wichtige Entscheidungsprozesse in Deutschland zu verschlanken.

Die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in einer Containeranlage im Stadtteil Marienehe. Über die Regelung der Flüchtlingskosten herrscht weiterhin Uneinigkeit.Bernd Wüstneck/dpa

Die Verteilung der Flüchtlingskosten auf die verschiedenen Regierungsebenen bleibt zwischen Bund und Ländern umstritten. Bei den vorangegangenen Beratungen im Frühjahr sei eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden, die laut Scholz am Donnerstag über den aktuellen Stand berichtet habe. Einzelheiten nannte er nicht. „Im Wesentlichen wurde berichtet, dass es Treffen gab und dass diese konstruktiv voranschreiten.“

Sorge bereiten den Ländern laut Weil die Strompreise für energieintensive Unternehmen. Diese müssten auf dem Weltmarkt mit Unternehmen aus anderen Ländern konkurrieren, in denen die Energiepreise niedriger sind. Die Länder forderten deshalb Maßnahmen vom Bund, weil es um die „wirtschaftliche Substanz“ gehe, betonte Weil.

Wüst sagte, die Arbeitsgruppe habe berichtet, dass die Bundesregierung bereit sei, „an einem Atemsystem zu arbeiten“. Das heißt aber nicht, dass es hier bereits eine Einigung gibt. Entscheidungen sollen erst im November fallen; dies sei bereits im Frühjahr vereinbart worden.