Plant die US-Regierung, die Sonne zu verdunkeln?

Die US-Regierung hat Forscher damit beauftragt, innovative Wege zur Eindämmung der globalen Erwärmung zu erforschen. Wie realistisch sind die Pläne? Markus Gann/imago

Im Kern geht es den Forschern darum, die abenteuerlich klingenden Maßnahmen besser einschätzen und hinsichtlich Machbarkeit und potenzieller Risiken bewerten zu können. „Die potenziellen Risiken und Vorteile (des solaren Geoengineerings) für die menschliche Gesundheit müssen im Verhältnis zu den Risiken und Vorteilen betrachtet werden, die mit dem wahrscheinlichen zukünftigen Verlauf des Klimawandels verbunden sind“, erklären die Forscher in dem Bericht. Eine solche Risikobewertung soll Regierungen bei der Entscheidung helfen, ob solche Ansätze in Zukunft Teil einer echten Klimapolitik werden könnten.

Auch wenn die US-Regierung große Hoffnungen in ihr Forschungsprogramm zu setzen scheint, sehen viele Experten Solar Geoengineering eher als theoretisches Gedankenexperiment. In einem offenen Brief fordert eine Koalition aus Hunderten Forschern sogar die Unterzeichnung eines internationalen Abkommens zur Nichtanwendung von Solar Geoengineering.

Der 44-seitige Bericht der US-Wissenschaftsagentur OSTP schlägt verschiedene Methoden vor, die Erde mithilfe von Solar Geoengineering vor dem Klimawandel zu retten. Beispielsweise könnte überschüssiges Sonnenlicht – das derzeit eine drastische globale Erwärmung verursacht – durch Sulfatpartikel in der Atmosphäre zurück in den Weltraum reflektiert werden. Eine andere Methode schlägt vor, die Wolkenmenge an unserem Himmel gezielt zu steuern. Allerdings betonen die Wissenschaftler auch, dass es sich um noch wenig erforschte Konzepte handele, die zunächst genauer untersucht werden sollten.

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Mit einem Schutzschild aus Aerosolen solle die Erde vor übermäßiger Sonneneinstrahlung geschützt werden – so die Theorie. Viele Forscher warnen vor unabsehbaren Folgen.

Neben den unerforschten Risiken der Methode befürchten die Wissenschaftler auch, dass der Traum von einer schnellen Lösung der globalen Erwärmung der realen Klimapolitik auf der Erde schaden könnte. Beispielsweise könnte das vermeintliche Allheilmittel „Regierungen, Unternehmen und Gesellschaften davon abhalten, ihr Möglichstes zu tun, um so schnell wie möglich klimaneutral zu werden“. Stattdessen muss der Klimawandel im Hier und Jetzt bewältigt werden – auf Schutzschilde im Weltraum ist letztlich kein Verlass.

Die Idee eines „schützenden „Spiegels“ aus Aerosolen oder Wolken wird seit vielen Jahren erforscht, wenn auch nicht in dem jetzt geplanten Umfang. Eine Studie der University of Utah könnte dafür sogar Mondstaub nutzen. Dieses habe „genau die richtige Größe und Zusammensetzung“, um die Sonnenstrahlen von der Erde fernzuhalten.

04.07.2023 | aktualisiert am 04.07.2023 – 21:03

Auf der Suche nach Lösungen für die drohende Klimakatastrophe will die US-Regierung verstärkt auf innovative Ideen setzen. Ein kürzlich veröffentlichter Forschungsplan zum sogenannten „Solar Geoengineering“ zeigt, wie innovativ – und manchmal absurd – diese Ansätze klingen können. Vereinfacht ausgedrückt geht es bei dieser theoretisch vorgeschlagenen Methode darum, aus kleinsten Partikeln der Atmosphäre eine Art „Schutzschild“ um die Erde aufzubauen – und so die klimaschädliche Sonnenstrahlung wieder in den Weltraum zu lenken.

Ein Allheilmittel gegen den menschengemachten Klimawandel wäre die Methode allerdings nicht. Vielmehr wäre beispielsweise der Aufbau einer künstlichen Aerosolschicht um die Erde ein drastischer Eingriff in bestehende Ökosysteme, der zahlreiche unvorhergesehene Nebenwirkungen nach sich ziehen könnte. Auch dies soll in den vorgeschlagenen Modellstudien näher erforscht und bewertet werden.