Deutschland schnitt im Vergleich zu Polen schlechter ab

Zur Schlussphase brachte Flick mit Niclas Füllkrug und Leroy Sane (je 68.) weitere Offensivkräfte. Doch deutsche Chancen wie die von Thiaw (78.) blieben selten.

Flick, der in seinem 23. Länderspiel die 20. (!) Defensivformation aufstellte, verteidigte vor dem Anpfiff in der ARD noch einmal seinen Systemtest. „Wir müssen nicht über eine Dreier-, Vierer- oder Fünferkette diskutieren“, sagte er, es gehe vielmehr darum, „das Wesentliche auf den Platz zu bringen.“ Das bedeutet Konzentration und harte Zweikämpfe. Aber auch hier gab es wieder ein Problem, trotz des durchaus vorhandenen Willens.

Abwehrchef Antonio Rüdiger ist verärgert. Christian Charisius/dpa

Jakub Kiwior (31.) bescherte Polen im 22. Duell den zweiten Sieg über Deutschland. Top-Stürmer Lewandowski wurde zur Halbzeit ausgewechselt, während seine Kollegen mit Leidenschaft und Geschick die Führung verteidigten.

Doch trotz der Zauberfüsse von Jamal Musiala, Florian Wirtz und Havertz in der Offensive war es schwierig, den polnischen Abwehrblock zu durchbrechen. Havertz ließ das Zentrum immer wieder verwaist, Musiala war agil, aber wenig effektiv, Wirtz war eine Enttäuschung.

Die erneuerte DFB-Auswahl spielte dominant, aber mit zu wenig Tempo. Auch nach einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit fehlte am Ende das Glück. Nach seiner vierten Niederlage bleibt Flick am Dienstag (20.45 Uhr/RTL) in Gelsenkirchen nur noch das Duell mit Kolumbien, um vor der Pause bis September etwas Ruhe und Hoffnung auf die EM zu schaffen.

„Ich habe gehofft, dass wir endlich ein Erfolgserlebnis feiern, in Aufbruchstimmung kommen, das Land hinter uns bringen“, sagte der eingewechselte Champions-League-Finalist Robin Gosens in der ARD, „wir alle wissen, dass es nur um Ergebnisse, um Siege geht.“ „Wir haben eine sehr gute zweite Halbzeit gespielt, aber man muss sich belohnen.“

Hansi Flick schüttelte Fernando Santos die Hand und umarmte seinen Kollegen, dann schlich er mit gesenktem Kopf in die Kabine. EM-Alarm statt Aufbruchsstimmung, das unglückliche 0:1 (0:1) in Polen war ein weiterer Schock für den Bundestrainer. Allen Treueschwüren zum Trotz steht Flick zunehmend unter Druck und die Zweifel nehmen zu.

16.06.2023 | aktualisiert am 16.06.2023 – 23:03

Ausgerechnet ein Debütant in einer Hauptrolle soll helfen: der 21-jährige Malick Thiaw. „Er ist für sein Alter sehr ruhig und spielt mit viel Selbstvertrauen“, lobte der Bundestrainer den Profi vom AC Mailand. Er gab den Mittelspieler in der Dreierreihe ab und hatte es meist mit Lewandowski zu tun. Doch zunächst stoppte er den durchgebrochenen „Kuba“ Blaszczykowski (13.).

Die Fußballnationalmannschaft erlitt am Freitagabend einen weiteren Rückschlag und verlor gegen Polen.

Thilo Kehrer schoss den ersten Torschuss (23.), der zweite von Havertz war gefährlicher (29.). Dann schlugen die Polen nach einer Ecke zu, Kiwior traf per Kopf, Kehrer kam zu spät. Immer wieder brannte es im deutschen Sechzehner mit Standards.

Flick baute seine Mannschaft im Abschiedsspiel für den ehemaligen Dortmunder Jakub Blaszczykowski fast komplett um. Lediglich Kapitän Joshua Kimmich und Verteidiger Antonio Rüdiger blieben nach dem enttäuschenden 3:3-Erfolg über die Ukraine in der Startelf. Der Bundestrainer hielt an der Dreierkette fest, die Doppelführung übernahm der Alleinunterhalter Kai Havertz, der sich richtig Mühe gab.

Kurz darauf wurde der 37-Jährige wie angekündigt ausgewechselt – getreu seiner Rückennummer in der 16. Minute. Beide Mannschaften traten für ihn an und er überreichte unter großem Applaus der 57.098 Zuschauer im Nationalstadion die Kapitänsbinde an Lewandowski. Flick nutzte die Gelegenheit, um seinem Sechser-Duo Kimmich und Emre Can Anweisungen zu geben.

Nach der Pause kam Champions-League-Finalist Robin Gosens ins Spiel und leitete mit einer guten Chance ein, Sekunden später schlenzte Kimmich den Ball an die Latte (beide 48.). Schiedsrichter Orel Grinfeeld nahm einen zunächst gepfiffenen Handelfmeter nach Studium des Videos zurück (58.).