Deutschland droht im Sommer Hitzetod: Lauterbach kündigt Hilfsplan an

Sie fordert die Landesregierung auf, dies in den Verhandlungen mit den Bahngesellschaften durchzusetzen und auch dafür zu sorgen, dass entsprechende Maßnahmen in Bussen und Bahnen der kommunalen Verkehrsbetriebe ergriffen werden. Damit soll der Hitzeaktionsplan des Landes, der bereits den Schutz vor Hitze an öffentlichen Plätzen, Gebäuden und medizinischen Einrichtungen versucht, durch den öffentlichen Nahverkehr ergänzt werden. Denn Brandenburg gehört zu den Regionen in Deutschland, die besonders stark von Hitze betroffen sind. Im vergangenen Jahr gab es in Brandenburg 219 Hitzetote, warnte Büttner: „Das sind fast doppelt so viele wie Verkehrstote.“

Der Minister will sich am französischen Modell orientieren, das unterschiedliche Schweregrade einer Hitzewelle definiert und diese jeweils mit konkreten Maßnahmen verknüpft. Als Beispiele nannte er die gezielte Ansprache kranker und alter Menschen, die Aufklärung über Symptome eines drohenden Hitzschlags oder Hitzetodes.

Die Sommer werden heißer und die Hitzewellen halten an: Lauterbach will nun einen nationalen Hitzeplan zum Schutz Deutschlands aufstellen.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach plant einen nationalen Hitzeschutzplan.Bernd Wüstneck/dpa

Auch die Möglichkeit von Kälteschutzräumen und kostenlosen Wasserspendern wird geprüft. Die Ministerin will in den kommenden Wochen in einer „Konzertierten Aktion“ Verantwortliche aus Pflege, Ärzteschaft, Kommunen, Ländern und Kliniken zusammenbringen und an einem bundesweiten Hitzeschutzplan arbeiten.

Bisher verfügen nur wenige Kommunen und nur ein Teil der Kliniken über Hitzeschutzpläne. Allein im vergangenen Jahr kam es zu mehr als 4.500 hitzebedingten Todesfällen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts starben in Deutschland in den drei Sommern 2018 bis 2020 mehr als 19.000 Menschen an den Folgen der Hitze.

Angesichts des Klimawandels und höherer Temperaturen fordert auch die oppositionelle Linksfraktion im Landtag von der Landesregierung mehr Hitzeschutz für Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr. Trinkwasser solle an Bahnhöfen mit hohem Fahrgastaufkommen ab einer Tageshöchsttemperatur von über 30 Grad kostenlos zur Verfügung gestellt werden, sagte der verkehrspolitische Sprecher Andreas Büttner am Dienstag. Außerdem sollen an allen Bahnhöfen Trinkwasserbrunnen aufgestellt und auf den Bahnsteigen für Schatten gesorgt werden, heißt es in einem Antrag der Linksfraktion für den Landtag.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat einen nationalen Hitzeschutzplan angekündigt. „Wir müssen erkennen, dass wir in Deutschland gegen den Hitzetod nicht gut aufgestellt sind“, sagte Lauterbach am Dienstag in Berlin. Es sei „inakzeptabel“, wenn jedes Jahr zwischen 5.000 und 20.000 hitzebedingte Todesfälle gemeldet werden müssten. „Es ist ein vermeidbarer Tod“, sagte der Minister.

Der Hitzetod ist nur die Spitze des Eisbergs. Viele Menschen wären auch pflegebedürftig, weil sie zum Beispiel einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall nach einem Hitzschlag erlitten hätten. Lauterbach plant ein Hitzeschutzkonzept nach dem Vorbild Frankreichs, das nach dem Hitzesommer 2003 reagiert und „das Problem deutlich besser gelöst“ habe.

Durch den Klimawandel kommt es auch in Deutschland immer häufiger zu heißen Tagen mit mehr als 30 Grad Celsius und es kommt zu längeren Hitzeperioden. Dies birgt gesundheitliche Risiken, insbesondere für ältere Menschen, Kranke und Kinder. Experten zufolge ist das deutsche Gesundheitssystem noch nicht für extreme Hitzewellen gerüstet.