Chinas Exporte brechen unerwartet ein – nur nicht nach Russland

Auch im China-Geschäft mussten deutsche Exporteure ein Minus hinnehmen. Die chinesischen Importe aus Deutschland gingen um 3,8 Prozent zurück. Chinas Exporte nach Deutschland gingen sogar um 8,3 Prozent zurück. Auch im Handel mit der Europäischen Union gingen Chinas Exporte in die EU um 7 Prozent zurück, während die Importe nur um 0,9 Prozent zurückgingen. Noch größer war der Einbruch mit den USA. Die Exporte in die größte Volkswirtschaft gingen um 18,2 Prozent zurück, während die Importe um 9,9 Prozent sanken.

Die Importe gingen im Mai den zweiten Monat in Folge zurück, was ein Zeichen für einen immer noch schwachen Inlandsmarkt in China ist. Der Rückgang der Importe um 4,5 Prozent fällt zwar geringer aus als erwartet, ist aber angesichts der niedrigen Vergleichsbasis vor einem Jahr auffällig. Damals hatte der Corona-Lockdown in Shanghai Chinas größten Hafen weitgehend zum Erliegen gebracht.

Der Hauptgrund für den starken Rückgang der chinesischen Exporte ist die schwache Dynamik auf den Weltmärkten. Auch hohe Inflation, höhere Zinsen und überhöhte Energiepreise aufgrund des Ukraine-Krieges wirken sich auf die Nachfrage nach Produkten „Made in China“ aus. Der Außenhandel ist seit Jahresbeginn um 2,8 Prozent zurückgegangen – zuletzt um 6,2 Prozent im Mai, wie der Zoll mitteilte.

Die Aussichten für den Rest des Jahres sind alles andere als rosig. „Wir gehen davon aus, dass die Exporte verhalten bleiben, da wir im zweiten Halbjahr mit einer Rezession in den USA rechnen, da der Druck zum Lagerabbau weiter zunimmt“, kommentierte Oxford Economics die enttäuschenden Handelszahlen.

Die Handelszahlen seien „ein weiterer enttäuschender Datensatz, der Bedenken hinsichtlich des Wachstums hervorrufen und die Erwartungen für mehr politische Unterstützung schüren wird“, sagte Khoon Goh von der Australia and New Zealand Banking Group gegenüber Bloomberg. Es gibt Spekulationen darüber, dass die Zentralbank die Mindestreservesätze oder sogar die Zinssätze senken könnte, um die Wirtschaft zu stützen.

Allein der Handel Chinas mit Russland, das wegen seines Krieges in der Ukraine internationalen Wirtschaftssanktionen unterliegt, ist auf den höchsten Stand seit der Invasion vor mehr als einem Jahr gestiegen. Die Exporte in das Nachbarland haben sich im Mai mit 114,3 Prozent sogar mehr als verdoppelt. Die Importe aus Russland stiegen um 10,1 Prozent. Seit Beginn des Krieges hat China den russischen Präsidenten Wladimir Putin unbeirrt unterstützt und seinen Angriff bis heute nicht verurteilt.

Die Schwäche der chinesischen Exportmaschinerie trübt die Wachstumsaussichten der chinesischen Wirtschaft, die nach dem Ende der strikten Null-Covid-Politik im Dezember zunächst vergleichsweise gut in das Jahr startete. Für das Gesamtjahr plant die Regierung in Peking ein Wachstum von „rund fünf Prozent“. Im ersten Quartal wurde ein Plus von 4,5 Prozent erreicht.

Containerhafen in Lianyungang. Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft schwächt sich ab.Wang Chun/CFOTO/imago

„Die aktuellen Handelszahlen sprechen eine klare Sprache: Die chinesische Wirtschaft steht weiterhin auf wackeligen Beinen“, sagte Jens Hildebrandt, Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer (AHK) in Peking. „Auch die Geschäftserwartungen der hiesigen Unternehmen werden immer vorsichtiger“, berichtete er. „Angesichts dieser Entwicklung ist eine mittelfristige Erholung noch weniger vorhersehbar als zuvor.“

„Chinas sinkende Exporte und Importe im Mai sind ein weiterer Beweis dafür, dass die schwache Nachfrage – sowohl im Ausland als auch im Inland – die Erholung lähmt“, sagte Bloomberg-Ökonom Eric Zhu. „Die Daten stützen unsere Ansicht, dass mehr politische Unterstützung erforderlich ist, einschließlich einer Zinssenkung, die unserer Meinung nach noch in diesem Monat erfolgen wird.“

Bereits im April wuchsen die Sorgen um den heimischen Markt, als die Importe um 7,9 Prozent zurückgingen. Im Mai fielen wichtige Konjunkturvorlaufindikatoren schlechter aus als erwartet. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe ging den zweiten Monat in Folge zurück und fiel von 49,2 auf 48,8 Punkte. Ein Wert unterhalb der 50-Punkte-Linie deutet auf einen Rückgang der Industrieaktivität hin.

Die schwache globale Nachfrage ließ Chinas Exporte unerwartet einbrechen. Die Exporte gingen im Mai in US-Dollar um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück, wie die Zollverwaltung in Peking am Mittwoch mitteilte. Besonders groß war der Unterschied im Vergleich zum Vormonat, als ein Anstieg von 8,5 Prozent verzeichnet wurde. Der überraschend deutliche Rückgang des Außenhandels weckt neue Sorgen hinsichtlich der erhofften Konjunkturerholung in der zweitgrößten Volkswirtschaft.

Chinas Außenhandel ist drastisch zurückgegangen. Aber es gibt eine bemerkenswerte Ausnahme.