Apotheken bleiben heute geschlossen: „Protesttag“ für mehr Geld

Die Forderungen: Die Branche fordert, dass die seit zehn Jahren nicht erhöhte Pauschalgebühr von 8,35 Euro je verschreibungspflichtigem Arzneimittel für die Beratung auf 12 Euro angehoben wird. Es muss dann auch regelmäßig an die Kostenentwicklung angepasst werden. Für jede Apotheke sollte es eine zusätzliche Pauschale geben, um das Versorgungsangebot vor Ort als solches sicherzustellen. Für den Mehraufwand bei nicht lieferbaren Medikamenten soll ein Zuschlag von 21 Euro pro Umtausch anfallen.

Mit den bundesweiten Aktionen will die Branche auf Personalengpässe und Mehrkosten etwa durch Engpässe bei der Medikamentenversorgung aufmerksam machen. Gefordert werden unter anderem auch schon lange fehlende Gebührenerhöhungen. Die Zahl der Apotheken fiel zuletzt unter die 18.000er-Marke.

Im Schaufenster einer Apotheke hängt ein Plakat mit Informationen zum bundesweiten Protesttag der Apotheken. Sven Hoppe/dpa

Die Sicht der Kassen: Der GKV-Spitzenverband argumentiert, dass die Gebühr ständig steige, weil Apotheken zusätzlich zur Pauschale für jedes Medikament drei Prozent des Einkaufspreises erhalten. „Mit jeder Preiserhöhung, mit jedem neuen, teureren Medikament steigt auch das Apothekerhonorar“, sagte Sprecher Florian Lanz. Beispielsweise erhielten Apotheken für die Abgabe eines Standardantibiotikums rund 7 Euro pro Packung und für ein Multiple-Sklerose-Medikament 160,71 Euro. Würde der Festbetrag wie beantragt auf 12 Euro pro Packung erhöht, würde das für die Apotheken Mehreinnahmen von 2,2 Milliarden Euro bedeuten – ohne dass sich für die Patienten etwas verbessert.

An einer Apotheke ist ein Apothekenschild zu sehen. Maurizio Gambarini/dpa

14.06.2023 | aktualisiert am 14.06.2023 – 05:04

Die Situation: Laut Branchenangaben ist die Zahl der Beschäftigten in Apotheken im vergangenen Jahr leicht auf 159.352 gesunken. 1,4 Milliarden verschreibungspflichtige und rezeptfreie Medikamente wurden an Patienten abgegeben. Der Gesamtumsatz der Apotheken stieg auf knapp 64,9 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn vor Steuern einer durchschnittlichen Apotheke sank auf 162.890 Euro. Für dieses Jahr rechnet der Verein mit Mehrkosten in Höhe von 10.000 Euro durch höhere Löhne.

Wer heute Medikamente braucht, könnte in der Apotheke vor verschlossenen Türen stehen. Viele Apotheken im Land bleiben auch heute noch geschlossen. Die Apotheker wollen gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung protestieren. Wer jedoch dringend Medikamente benötigt, kann sich nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) an Notfallapotheken wenden.

Der Apothekerstreik am Mittwoch richtet sich gegen die Regierung. Mit einem Aktionstag will die Branche für bessere Konditionen und höhere Entlohnung protestieren.

Das Netzwerk: Die Zahl der Apotheken in Deutschland schrumpft. Ende März waren es 17.939 – der niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren. Seit Ende letzten Jahres gab es bundesweit 129 Apotheken weniger: 17 Neueröffnungen standen im ersten Quartal 2023 146 Schließungen gegenüber. Erfasst werden Hauptapotheken und Filialen, von denen Apotheker bis zu drei betreiben können.

Auch zum „Protesttag“ sind in mehreren Städten Demonstrationen und Kundgebungen geplant. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat Forderungen nach höheren Bezügen bereits eine Absage erteilt. Er äußerte Verständnis dafür, dass die Apotheken auf Gebührenforderungen und andere Probleme hingewiesen hätten. Aufgrund fehlender zusätzlicher Haushaltsmittel und steigender Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung besteht hierfür derzeit leider kein Spielraum.

Der FDP-Gesundheitspolitiker Lars Lindemann sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wenn der finanzielle Spielraum nicht viel zulässt, dann müssen wir die Rahmenbedingungen ändern.“ Apotheken brauchen weniger Bürokratie, maximale Flexibilität und Planungssicherheit. Darauf sollte sich der Minister konzentrieren und in den Austausch mit den Apotheken treten. Ein pauschales Nein bringt keine Lösung. Klar sei: „Geschlossene Apothekentüren dürfen nicht zum Alltag gehören.“