Zschäpe gesteht eindeutig die Beteiligung an den NSU-Morden

„Die Wahrheit ist, dass es weder bei der Vorbereitung noch bei der Durchführung tatkräftige Beteiligung gab“, betonte Grasel. „Allerdings hat sie heute mehrfach sehr deutlich behauptet: Wenn ich nach dem ersten Mord tatsächlich anders gehandelt und reagiert hätte, wäre nichts anderes passiert.“

Beide töteten sich 2011 gegenseitig, um einer Inhaftierung zu entgehen – kurz darauf wurde der NSU aufgedeckt. Zschäpe, die einzige Überlebende der Triade, wurde 2018 nach mehr als fünfjähriger Prüfung zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt – als Partnerin, auch wenn kein Beweis dafür vorliegt, dass sie selbst einen Tatort aufgesucht hat.

Beate Zschäpe: „Ich hätte verhindern können, dass der allererste Mord zu einer Sammlung wird.“ Tobias Hase/dpa

Sowohl Grasel als auch Schuberl berichteten aus Zschäpes Erklärung ebenfalls, dass sie von der Ausspähung möglicher Ziele erfahren hätten. Die Anforderungen seien: „Ausländisch klingender Name, idealerweise türkisch, sowie eine Rückzugsmöglichkeit“, behauptete Grasel. Sie war weder an der Schnüffelei selbst noch an der Vorbereitung der Morde beteiligt.

Auch Vorstandsvorsitzender Toni Schuberl (Grüne) berichtete am Montag, dass Zschäpes Schuldeingeständnis eine „neue Qualität“ habe. Zschäpe behauptete, sie habe das Schuldgefühl deutlich in sich gesehen, behauptete Schuberl: „Als hätte sie sich tatsächlich selbst erschossen.“ Zschäpe behauptete, dass sie die Taten nicht gewollt habe – sie aber auch nur durch sie möglich gewesen seien. Als sie vom ersten Mord erfuhr, kam ihr klar, dass sie die Straftaten hätte stoppen können, wenn sie sich selbst verwandelt hätte.

Grasel schätzte aus Zschäpes Erklärung gegenüber den Vorstandsmitgliedern: „Ich hätte verhindern können, dass der erste Mord zur Tat wird. Ich hätte die Chance gehabt und sie nicht genutzt.“ Laut Grasel behauptete Zschäpe: „Ich habe das Leben von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt fälschlicherweise über das Leben der Zielpersonen gestellt.“

22.05.2023|aktualisiert am 22.05.2023 – 21:15

Die Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) – Zschäpe, Uwe Mundlos sowie Uwe Böhnhardt – tötete seit dem Jahr 2000 tatsächlich jahrelang über Deutschland. Ihre Ziele waren neun Investoren griechischer und türkischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin. Mundlos und Böhnhardt führten ebenfalls zwei Bombenangriffe in Parfüm durch und beschädigten Lasten.

Nach Angaben ihres Rechtsvertreters hat die schuldig gesprochene konservative Terroristin Beate Zschäpe gegenüber dem bayerischen NSU-Ermittlungsausschuss deutlich deutlicher als in der Vergangenheit gestanden, dass sie eine Mitschuld an der Mordkollektion des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ habe ".

Zschäpe wurde den ganzen Montag über von Teilnehmern des Bayerischen Landtags in einer nichtöffentlichen Sitzung befragt. Es war das erste Mal, dass sie sich nach Abschluss des Tests tatsächlich zu Wort meldete, und das erste Mal, dass Zschäpe tatsächlich direkt auf Bedenken reagierte. Im NSU-Test machte sie nur Aussagen im Schreiben, reagierte im Kontakt und sprach zwei Mal selbst – darunter in ihren Schlussworten.

„Sie hat sich heute viel intensiver zu ihrer Tötungsaffäre bekannt als im Test“, behauptete Mathias Grasel nach Zschäpes stundenlangem Grübeln im Chemnitzer Gefängnis der Deutschen Presse-Agentur.

Fünf Jahre nach Abschluss des NSU-Tests und zum ersten Mal zuvor reagierte Beate Zschäpe auf Bedenken eines Vorstands – und das stundenlang.