Zahlreiche Todesfälle konnten vermieden werden

Als konkrete Beispiele werden im Papier der Kommission Schlaganfälle und Krebs genannt. Fast 5.000 weitere Menschen könnten jedes Jahr einen Schlaganfall überleben, wenn alle in den zertifizierten Krankenhäusern behandelt würden.

Das Papier der Kommission soll am Donnerstag offiziell vorgestellt werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dürfte sich in seinem seit Monaten mit den Ländern ringenden Vorhaben zur Umsetzung einer großen Krankenhausreform bestärkt fühlen.

Grundlage der Analyse waren Daten der gesetzlichen Krankenversicherung, Qualitätsberichte von Krankenhäusern sowie Daten aus Ärzteregistern und Fachgesellschaften. Beteiligt waren außerdem der GKV-Spitzenverband, der AOK-Bundesverband und das Wissenschaftliche Institut der AOK.

Dem Bericht zufolge überleben 23,9 Prozent der in diesen Kliniken mit sogenannten Stroke Units aufgenommenen Patienten das erste Jahr nach dem Schlaganfall nicht; in anderen Häusern hingegen sterben durchschnittlich 30,4 Prozent innerhalb von zwölf Monaten. Die Qualität der Behandlung im Krankenhaus ist daher für die Chancen der betroffenen Patienten relevanter als eine etwas längere Anfahrtsdauer zum Krankenhaus.

Jedes Jahr sterben in Deutschland Tausende Menschen. Viele dieser Todesfälle könnten verhindert werden – oft ohne die richtige Behandlung.

Einem Bericht zufolge kommt es in deutschen Kliniken jedes Jahr zu Tausenden vermeidbaren Todesfällen. Die Frage, wo Patienten mit schweren Erkrankungen behandelt werden, habe weitreichende Auswirkungen auf ihre Überlebenschancen, berichtete die Süddeutsche Zeitung (Donnerstagausgabe) unter Berufung auf ein Papier der Regierungskommission für Krankenhausversorgung. In vielen Krankenhäusern entspricht die Behandlungsqualität nicht den höchsten Ansprüchen.

Die Unterschiede zwischen zertifizierten Kliniken und anderen, meist kleineren Krankenhäusern sind je nach Krebsart unterschiedlich groß. Besonders deutlich wird der Unterschied bei Brustkrebspatientinnen. Hier bedeutet die Behandlung in einer Spezialklinik einen sogenannten „relativen Vorteil im Gesamtüberleben“ von 23 Prozent. Auch bei Prostata- und Gebärmutterhalskrebs sind die Erfolgsaussichten mit einem Überlebensvorteil von 17 bzw. 16 Prozent in der Spezialklinik deutlich besser.

Dem Papier zufolge sind die Aussichten für Krebspatienten zudem deutlich besser, wenn die Behandlung in spezialisierten Zentren stattfindet. Dem Bericht zufolge könnten jedes Jahr insgesamt 20.404 Lebensjahre von Krebspatienten gerettet werden, wenn die Behandlung in zertifizierten Einrichtungen stattfinden würde, die den höchsten Standards entsprechen.

Diese Zahl lässt sich nicht genau in vermeidbare Todesfälle umrechnen, da sich bei manchen Patienten das Leben nur um wenige Monate, bei anderen um viele Jahre verlängert und wieder andere möglicherweise geheilt werden. In einer früheren Analyse der Krankenkasse AOK werde die Zahl der vermeidbaren Todesfälle auf etwa 4.700 pro Jahr geschätzt, hieß es.

Jedes Jahr sterben Tausende Menschen in Krankenhäusern – obwohl ihr Tod hätte verhindert werden können. Fabian Strauch/dpa