Unternehmen verschicken am Wochenende kaum Post, weshalb der Briefkasten montags oft leer ist. Warum nicht einfach als Liefertag streichen?
Hand greift in den Briefkasten.Andrey Popov/Panthermedia/imago
12.06.2023 | aktualisiert am 12.06.2023 – 16:16 Uhr
Die Post reagierte zurückhaltend auf Müllers Aussage. „Eine Änderung der gesetzlich festgelegten Anzahl von Zustelltagen pro Woche steht derzeit nicht im Fokus unserer Forderungen“, sagte ein Unternehmenssprecher. Gleichzeitig betonte er, wie wichtig es sei, eine weitere Regelung zu ändern: Derzeit müssen mindestens 80 Prozent der eingelieferten Briefe am nächsten Werktag zugestellt werden. Würde dieser Wert gesenkt, hätte die Post weniger Zeitdruck – was bei vielen Briefen, deren Empfang im digitalen Zeitalter nicht mehr zeitkritisch ist, wohl erträglich wäre. Mit einer neuen Vorgabe könne das Briefnetz effizienter genutzt werden, so die Post. Dies wiederum würde Preissteigerungen entgegenwirken.
Im Rahmen der Reformdebatte betonte die Gewerkschaft Verdi die Bedeutung einer sechstägigen Briefzustellung. Bei kürzeren Zustellungstagen würden Tarifarbeitsplätze verloren gehen, warnte Verdi.
Noch vor wenigen Jahren hatte die Post verlauten lassen, dass sie eine Verkürzung der Zustelltage von sechs auf fünf pro Woche als positiv betrachte. Montags werden verhältnismäßig wenige Briefe zugestellt, da Unternehmen am Wochenende normalerweise nichts verschicken und die Taschen des Postboten daher zu Beginn der Woche ziemlich leer sind.
Bonn – In der Debatte um die Reform des veralteten Postgesetzes hat ein Behördenchef angedeutet, dass er mit der Streichung des Montags als Briefzustelltag einverstanden sei. „Die Post ist weiterhin verpflichtet, sechs Tage die Woche zuzustellen. Aber unsere Gesellschaft und unser Kommunikationsverhalten haben sich verändert“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, der Funke Mediengruppe. In anderen Ländern sind Lieferzeiten von zwei, drei oder vier Tagen üblich.
Die Entscheidung liegt beim Bundestag, wie Müller betont. Dies sagte der Behördenchef mit Blick auf die bevorstehende Reform des veralteten Postgesetzes, das in diesem Jahr erstmals seit einem Vierteljahrhundert wieder umfassend geändert und an das digitale Zeitalter angepasst werden soll.
Unabhängig von der Postrechtsreform hat der Bonner Konzern ein Verfahren bei der Bundesnetzagentur eingeleitet, um das Porto noch vor Januar 2025 erhöhen zu dürfen. Das Unternehmen begründet dies mit höheren Kosten in Zeiten der Inflation. Behördenchef Müller verwies hierzu auf die Vielzahl an Beschwerden, die seit letztem Sommer bei der Bundesnetzagentur eingegangen seien. Obwohl die Zahl zuletzt gesunken ist, liegt sie immer noch über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. „Man muss genau prüfen, ob man in dieser Situation das Porto erhöht“, sagte Müller. „Es gibt berechtigte Interessen der Post, aber wir müssen auch die Kunden im Auge behalten.“
Mittlerweile hat sich die Situation jedoch etwas geändert, da die Post zunehmend auf die sogenannte Sammelzustellung setzt. Hier bringt der Zusteller nicht nur Briefe, sondern auch Pakete. Angesichts der Konkurrenz auf dem Paketmarkt dürfte die Deutsche Post DHL Pakete künftig auch montags zustellen wollen. Ein Ausfall der Briefzustellung am Montag würde der Post daher wenig bringen, schließlich sind die Zusteller vielerorts ohnehin mit den Paketen unterwegs.