Russland wird jahrzehntelang eine Bedrohung für Europa darstellen

Jan Lipavsky sagt, die Bedrohung durch Russland sei „nicht eingebildet“. Er sei froh, dass Deutschland eine neue Sicherheitsstrategie habe.

Aufgrund ähnlicher Probleme bedeutet eine Gefahr für Tschechien auch eine Gefahr für Deutschland. „Unsere Volkswirtschaften sind stark voneinander abhängig. (…) Wir haben wirtschaftlich einen Gemeinschaftsraum geschaffen. „Wenn wir in Gefahr sind, dann ist auch Deutschland in Gefahr“, sagte der Minister.

Mit Blick auf den NATO-Gipfel am 11. und 12. Juli in Litauen sieht Lipavsky die von Russland angegriffene Ukraine weder bereit, dem Verteidigungsbündnis noch der EU beizutreten. „Aber sie muss es sein. Und es liegt in unserem Interesse, der Ukraine dabei zu helfen.“ Um der Europäischen Union beizutreten, müsse sich die Ukraine, so der Außenminister, verändern, insbesondere im Hinblick auf die Rechtsstaatlichkeit. Ukraine immer noch habe „viele Probleme mit Oligarchen und diversen Interessengruppen.“ Aber: „Sie hat den politischen Willen dazu.“

Jan Lipavsky, Außenminister der Tschechischen RepublikChristoph Soeder/dpa

Die Ukraine strebt sowohl eine NATO- als auch eine EU-Mitgliedschaft an. Beim bevorstehenden Nato-Gipfel in Litauen hofft der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf eine konkrete Einladung zum Beitritt. Im Gegensatz zu Ländern wie Litauen wollen Länder wie Deutschland und die USA sie nicht aussprechen. Als Grund wird die Sorge vor einer unvorhersehbaren Reaktion Russlands genannt, das mit seinem Krieg gegen die Ukraine den NATO-Beitritt des Landes verhindern will. Eine weitere Voraussetzung für den Beitritt ist, dass sich ein Land nicht im Krieg befindet.

Der tschechische Außenminister Jan Lipavsky sieht sein Land durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine bedroht. Russland werde „über Jahrzehnte eine Bedrohung für den europäischen Kontinent darstellen“, sagte er dem Tagesspiegel (Dienstag). Die Drohung sei „keine Vorstellungskraft“. Er freue sich, dass die neue deutsche Sicherheitsstrategie dies deutlich zum Ausdruck bringe.

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Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Ukraine in Zukunft der EU beitreten wird. Allerdings fordert die Union bis dahin weitere Reformen und ein hartes Vorgehen gegen Korruption.