Olaf Scholz kritisiert die letzte Generation

Den Klimaaktivisten fehle es an konkreten Vorschlägen, sagt die Kanzlerin im Interview mit Journalisten. Er sieht sich immer noch als Klimakanzler.

Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Bühne im Audimax der Universität HamburgJonas Walzberg/dpa

Vor einigen Wochen hatte Scholz bereits bei einem Schulbesuch in Kleinmachnow bei Berlin mit seiner Haltung gegenüber Klimaaktivisten für Unmut gesorgt. Auf die Frage, was er von den Patschaktionen der Gruppe halte, antwortete der Kanzler, dass er sie „völlig verrückt“ halte. Die Aussage hatte nicht nur bei den Aktivisten heftige Kritik hervorgerufen.

„Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, in der viele Bürger nicht so sicher sind, ob die Zukunft auf ihrer Seite ist“, sagte Scholz. Dies fördert auch den Erfolg rechtspopulistischer „Schlechte-Laune-Parteien“, wie die Kanzlerin die AfD nannte. Auf die Frage, wie mit der zunehmenden Stärke rechter Parteien umzugehen sei, sagte Scholz, dass vor allem auf die Anliegen der Bürger respektvoll eingegangen werden müsse – „dann wird es schon klappen.“

Die letzte Generation wirft der Regierung vor, keine adäquaten Lösungen für die Klimakrise zu haben. Die Kanzlerin hingegen verteidigte die aktuelle Klimapolitik der SPD-geführten Ampelkoalition. Die schwarz-rote Vorgängerregierung hatte sich stets große, weit entfernte Ziele gesetzt, aber nichts Konkretes unternommen, um diese zu erreichen. Dieser Stillstand ist nun überwunden. Beim Klimaschutz sei „ein gewaltiges Tempo vorgegeben“ – etwa durch den Ausbau von Offshore-Windparks. Dennoch sei die Klimafrage die größte Herausforderung, „die wir uns jemals wirtschaftlich gestellt haben“.

Scholz äußerte sich in dem Gespräch auch zum jüngsten Umfragehoch der AfD. Mit 18 Prozent lag sie laut ARD-Deutschlandtrend zuletzt gleichauf mit der SPD als zweitstärkste Partei. Scholz sieht darin vor allem eine Reaktion der Bürger auf die großen Krisen der vergangenen Jahre. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben für große Verunsicherung in der Bevölkerung gesorgt.

Mit ihren umstrittenen Protestaktionen will die letzte Generation unter anderem ein Tempolimit auf Autobahnen und die Einführung eines 9-Euro-Dauertickets erreichen. Er könne sich durchaus vorstellen, solche Maßnahmen umzusetzen, antwortete Scholz auf eine Zuschauerfrage, aber das rette das Klima nicht. Er habe das Gefühl, dass die Aktivisten nur eine Zusage erzwingen wollten, „dass bald alles vorbei sein wird“.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Klimagruppe Last Generation erneut für ihre Protestaktionen kritisiert. „Es ist eine seltsame Art, aneinander vorbeizureden“, sagte die Kanzlerin bei einer Veranstaltung der Zeit in Hamburg. Die Aktivisten forderten lautstark mehr politischen Aktivismus, doch sie selbst hätten keine konkreten Vorschläge zur Lösung der Klimafrage. „Nicht festhalten, sondern anpacken“, forderte Scholz von den Aktivisten. Er sieht sich immer noch als „Klimakanzler“.