Experte zu Waldbrand bei Jüterbog: „Worst Case“ ist eingetreten

Kein anderes Bundesland gilt als so stark mit Kampfmitteln und Munition belastet wie Brandenburg. Zahlreiche Gebiete wurden im Zweiten Weltkrieg und später von der Sowjetarmee genutzt. Darüber hinaus ist die Waldbrandgefahr aufgrund trockener Böden und vieler Kiefernwälder in Brandenburg besonders hoch.

Der Landkreis Teltow-Fläming rechnet derzeit mit einer „erheblichen Brandausbreitung“ im Wald bei Jüterbog. Die Brandintensität habe seit Mittwochmorgen stetig zugenommen, teilte der Bezirk der Nachrichtenagentur AFP mit. Für Siedlungen und Anwohner besteht jedoch weiterhin keine Gefahr.

Die Polizei weist darauf hin, dass das Rauchen im Wald generell verboten sei. Demnach dürfen weder im Wald noch in einer Entfernung von mindestens 50 Metern zum Wald offene Feuer gemacht werden. Auch das Grillen am Seeufer in Waldnähe ist nicht gestattet.

Nach einer zunächst entspannteren Lage kam am Morgen stärkerer Wind auf als in den vergangenen Tagen. „Wir hatten plötzlich ein helles Feuer“, sagte Einsatzleiter Rico Walentin. Das Feuer breitete sich schnell und schnell aus.

Das Feuer war am Mittwoch letzter Woche ausgebrochen. Polizisten hatten gegen 20 Uhr Rauch über dem Waldgebiet aufsteigen sehen. Das Gebiet ist stark mit alter Munition kontaminiert, was Löscharbeiten schwierig macht und lange dauert.

Laut Polizei ist die Ursache der meisten Waldbrände menschliche Fahrlässigkeit. Als Gründe werden meist Waldbesucher, die Zigaretten wegwerfen, Camper, die Lagerfeuer machen, oder die Holzernte genannt. Übermäßige Hitze kann dazu führen, dass sich Kampfmittel selbst entzünden, wenn sie beispielsweise Phosphor enthalten.

07.06.2023 | aktualisiert am 07.06.2023 – 20:15 Uhr

Die Brandbekämpfung wurde am Nachmittag mit einem Bundespolizeihubschrauber und einem Löschflugzeug aus der Luft wieder aufgenommen. Die Einsatzleitung erhöhte die Zahl der Feuerwehrleute. „Das ist ein Kampf gegen Windmühlen“, sagte Betriebsleiter Rico Walentin. „Es ist einfach kein Ende in Sicht.“ Das Feuer im mit Munition beladenen Bereich war am Mittwochabend vergangener Woche ausgebrochen. Aufgrund der Explosionsgefahr in der Umgebung kann die Feuerwehr den Brandherd nicht direkt anfahren.

Die Suche nach der Ursache des Waldbrandes bei Jüterbog dürfte für die Polizei keine leichte Aufgabe werden. Sie ermittelt und prüft auch, ob es sich möglicherweise um Brandstiftung handelt. Am Mittwoch entspannte sich nach Angaben der Einsatzleitung die Lage im Waldbrandgebiet auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Allerdings ist die Kriminalpolizei noch lange nicht in der Lage, das Gebiet zu betreten.

Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) sagte zur Frage nach den Ursachen von Waldbränden: „Wir haben Studien, die zeigen, dass ein Großteil der nachgewiesenen Ursachen Brandstiftung und menschliches Versagen sind.“ Die Selbstentzündung durch Munition spielt eine untergeordnete Rolle. „Letztes Jahr haben wir neun Fälle gefunden, die wahrscheinlich durch Selbstentzündung durch Munition verursacht wurden.“ Im vergangenen Jahr gab es in Brandenburg insgesamt 500 Waldbrände.

Noch am Mittwochnachmittag hatte die Einsatzleitung von einer ruhigen Lage im Waldbrandgebiet gesprochen. Offenbar hat sich das nun geändert. Die Leiterin des Ordnungsamtes des Landkreises, Chistiane Lindner-Klopsch, sprach gegenüber der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) vom „schlimmsten Fall“. Laut MAZ versucht die Feuerwehr derzeit, dies zu verhindern verhindert ein Übergreifen des Brandes auf den nächsten Abschnitt des Brandschutzstreifens auf der sogenannten Wildbahn.

Die Feuerwehr hält Wege beispielsweise mit Sprinkleranlagen feucht, damit sich der Brand nicht auf ein anderes Gebiet ausbreitet. Auch eine Messdrohne soll eingesetzt werden, um Erkenntnisse über das Ausmaß des Brandes zu gewinnen. Vor Ort seien 90 Einsatzkräfte und 25 Fahrzeuge, sagte die Leiterin des Ordnungsamtes, Christiane Lindner-Klopsch.

Der Geschäftsführer der Stiftung Naturlandschaften, Andreas Meissner, sagte, die Polizei könne inmitten verbrannter Gebiete nur mit großer Mühe agieren. Feuerwehreinsatzleiter Rico Walentin, der den achten Tag in Folge im Waldbrandgebiet war, sagte am Mittwoch angesichts der großen Fläche: „Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll zu suchen.“

Einsatzkräfte bekämpfen den Brand in einem Waldstück bei Jüterbog. Thomas Schulz/TNN/dpa

Der Waldbrand bei Jüterbog breitete sich am Mittwoch erneut aus und nahm an Intensität zu. Die Feuerwehr ist am Brandschutzstreifen im Einsatz.