Erneut kam es nach der Tötung eines 17-Jährigen durch die Polizei in Frankreich zu schweren Ausschreitungen

Auf dem Video ist zu sehen, wie der Beamte seine Waffe auf Höhe der Fahrertür auf das stehende Auto richtet. Die Situation scheint unter Kontrolle zu sein und es gibt keine Anzeichen für Hektik. Als der 17-Jährige plötzlich losfährt, schießt der Beamte aus nächster Nähe auf den Jugendlichen und trifft ihn tödlich in die Brust. Anschließend fuhr das Auto noch einige Meter weiter und rammte eine Straßensperre.

Frankreich ruht nach dem Tod eines Jugendlichen durch die Polizei nicht. In der zweiten Nacht in Folge kam es in Städten im ganzen Land zu schweren Ausschreitungen.

Im südfranzösischen Nizza wurden zwei Polizeistationen und Streifenwagen mit explodierenden Feuerwerkskörpern angegriffen. Randalierer errichteten Barrikaden und legten Feuer. In Mons-en-Baroeul in der Nähe von Lille in Nordfrankreich verwüsteten vermummte Menschen das Büro eines Bürgermeisters und eine Polizeistation im nahegelegenen Roubaix wurde angegriffen.

Nach einem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle in der Nähe von Paris ist es in der Nacht zum Donnerstag in der Hauptstadt und anderen französischen Städten erneut zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Menschen versammelten sich unter anderem in Lille, Nantes, Toulouse und Lyon, um zu protestieren, berichteten die Zeitung Le Figaro und der Sender BFMTV. Mülltonnen, Autos, ein Bus und ein Lastwagen, Baumaschinen und sogar eine Pariser Straßenbahn wurden in Brand gesteckt. Die Polizei sprach von einer angespannten, aber kontrollierten Lage.

Zusammenstoß zwischen Polizeikräften und Jugendlichen in Nanterre, außerhalb von Paris, Donnerstag, 29. Juni 2023.Christophe Ena/AP

📴 ALERTE – Das CRS verlässt das Viertel #PabloPicasso unter den Projektilen.

Nach Angaben des Senders France Info sagten die beiden an der Kontrolle beteiligten Polizisten zunächst, dass der Jugendliche sie überfahren wollte. Erst als sich vom Sender verifizierte Videobilder des Vorfalls in den sozialen Netzwerken verbreiteten, rückte man von dieser Darstellung und der angeblichen Absicht, den Jugendlichen zu töten, ab.

Eine Motorradpatrouille hielt den Jugendlichen am Dienstagmorgen am Steuer eines Autos in Nanterre bei Paris an. Als der junge Mann plötzlich losfuhr, fiel der tödliche Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten. Er bleibt in Polizeigewahrsam. Gegen ihn wird wegen des Verdachts des Totschlags ermittelt. Dem 38-Jährigen droht eine Sperre. Am Donnerstag ist in Nanterre ein Trauermarsch zum Gedenken an die getöteten jungen Menschen geplant.

Allein in Nanterre, wo der junge Autofahrer am Dienstagmorgen starb, wurden 2.000 Beamte mobilisiert, um erneute gewalttätige Ausschreitungen wie am Vorabend zu verhindern. Auch die Polizei setzte Drohnen ein. Im Großraum Paris kam es in der Nacht zu mindestens 77 Festnahmen, eine Grundschule ging in Flammen auf. Auch das Gefängnis in Fresnes bei Paris wurde mit Feuerwerkskörpern angegriffen. Die Pariser Feuerwehr rief die Bevölkerung dazu auf, den Notruf angesichts der Lage nur in dringenden Fällen zu nutzen.

Leur camion sont caillassés. Ils ne peuvent plus Mieter im Viertel. pic.twitter.com/BhpOHFvSvu

Präsident Emmanuel Macron reagierte mit Mitgefühl und klaren Worten auf den Tod des 17-Jährigen. „Wir haben einen Jugendlichen, der getötet wurde, das ist unerklärlich und unentschuldbar.“