Das ZDF verteidigt Kommentatorin Claudia Neumann gegen Hassreden

Als sie 2018 im deutschen Fernsehen als erste Frau Spiele einer Männer-Weltmeisterschaft kommentierte, brachen in den sozialen Medien Häme und Kritik gegen sie aus. Das ZDF hatte damals die Kommentarfunktion auf seinen Kanälen wie Facebook und Twitter teilweise abgeschaltet. Der damalige Sportchef Thomas Fuhrmann sagte: „Hier wird offensichtlich etwas Grundlegendes berührt: Eine Frau kommentiert ein Spiel der Männer-WM. Manche drehen im Netz völlig durch, das ist die unterste Schublade.“

Claudia #Neumann ist die erste Frau, die das Finale der Herren-Champions-League kommentiert. Der Sportjournalist wird im Netz mit Beleidigungen überhäuft. Woher kommt der Hass https://t.co/8rdIe23a2L

„Unqualifizierter Schwätzer“, „Hauptsache, der Frauenanteil stimmt“, Beleidigungen unter der Gürtellinie: Anfeindungen ist ZDF-Reporterin Claudia Neumann gewohnt. Das Finale der Champions League am Samstagabend bildete – wie zu befürchten war – keine Ausnahme. Der 59-Jährige wurde in den sozialen Netzwerken für jeden Fehler hart angegriffen, doch auch Neumann erhielt nach Spielende viel Rückendeckung.

Zuallererst stellte sich ZDF-Sportchef Yorck Polus seinem Kollegen vor. „Claudia Neumann ist eine professionelle und erfahrene Kommentatorin, was sie beim Champions-League-Finale erneut unter Beweis gestellt hat. Konstruktive und sachliche Kritik an Ihrer Arbeit ist völlig in Ordnung. „Was jedoch völlig inakzeptabel ist, ist das Ausmaß an Hass und Beleidigung, mit dem ihr begegnet wird“, sagte Polus.

Es solle „eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein“, dass „Frauen Sportsendungen moderieren, Fußballspieler interviewen und Live-Übertragungen kommentieren“, hieß es. Neumann sei „einer der Pioniere auf diesem Gebiet“.

Neumann war 2011 die erste WM-Kommentatorin in Deutschland bei der Endrunde der Frauen, 2016 bei der Europameisterschaft war sie die erste deutsche Frau, die als Live-TV-Reporterin bei einem großen Männerturnier arbeitete. Kürzlich gab sie bei der Weltmeisterschaft in Katar ein Statement ab, als sie während der Übertragung ein T-Shirt mit Regenbogenaufdruck trug.

Doch wenn Claudia Neumann am Mikrofon sitze, verliere Kritik oft jede Verhältnismäßigkeit, zitiert der Artikel die ehemalige Fußball-Funktionärin und deutsche Nationalspielerin Katja Kraus. Das ZDF schrieb von einem „sexistischen Shitstorm“.

Claudia Neumann war die erste Frau in der TV-Geschichte, die ein Champions-League-Finale der Männer kommentierte. Im Internet gehen viele auf die Barrikaden und verbreiten Hass und Häme.

Die Folge waren Beschimpfungen und Beleidigungen. „Sie selbst nimmt die Reaktionen inzwischen gelassen und ignoriert die Hasskommentare im Netz weitgehend“, schrieb das ZDF am Sonntag über die dickhäutige Frau. Die Überschrift des Artikels lautete: „Woher kommt der Hass auf Frauen im Fußball?“

Neumann war die erste Frau, die im deutschen Fernsehen ein Männerfinale der Königsklasse kommentierte. Sie blieb insgesamt 90 Minuten lang dominant, doch jeder Fehler, den sie machte, wurde von ihren Kritikern analysiert – zum Beispiel, als sie einen Streit zwischen Inter-Trainer Simone Inzaghi und dem vierten Offiziellen in der Nachspielzeit mit den Worten interpretierte: „Inzaghi wollte den Pfiff.“ in die Luft gesprengt werden. obwohl Inter mit 0:1 hinten lag.

Moderatorin Claudia Neumann kommentierte am Samstag das Finale der Champions League. Christian Charisius/dpa