Bienenfreundliche Pflanzen können Bienen töten

22 Stauden aus Gartencentern und Baumärkten mit dem Label „bienenfreundlich“ wurden auf giftige Rückstände untersucht. Das Ergebnis: 38 Pestizide wurden gefunden, 5 Wirkstoffe sind für Bienen „hochgefährlich“ und 7 sind in Deutschland für Zierpflanzen nicht zugelassen.

Hobbygärtner können den Ursprung nicht erkennen. Auf den Etiketten der Pflanzen sei lediglich angegeben, „in welchem Land der letzte Anbauschritt stattgefunden hat“, sagt Corinna Hölzel. Dies sind vor allem Deutschland und die Niederlande. Hier werden die kleinen Pflanzen herangezogen, umgetopft und bei Bedarf erneut mit Pestiziden behandelt. „Aber meist sind es nicht diese sehr gewalttätigen Mittel“, sagt Hölzel.

Doch Hölzel nennt eine Alternative: „Unsere Hauptempfehlung an Verbraucher sind Pflanzen mit Bio-Siegel.“ Diese garantieren den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel – und dies wird auch von unabhängiger Stelle überprüft.“ Der BUND empfiehlt Zierpflanzen der bekannten Bio-Anbauverbände Demeter, Bioland und Naturland sowie Grünpflanzen mit dem EU-Bio-Siegel.

„Bereits wenige Nanogramm Substanzen, wie wir sie gefunden haben, sind schädlich für Bienen und andere bestäubende Insekten“, sagt BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel. Die Insekten leiden unter Funktionsstörungen: Bienen beispielsweise finden nicht mehr in ihren Bienenstock zurück, die Sammeltätigkeit oder die Fortpflanzungsfähigkeit sind eingeschränkt. Oder ihr Immunsystem ist geschwächt.

Gut gemeint, aber schlecht gemacht: Insektenfreundliche Pflanzen können Bienen großen Schaden zufügen. Es kann sogar Todesgefahr bestehen – viele beliebte Sommerblumen weisen eine hohe Pestizidbelastung auf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Bienengift kommt häufig ausgerechnet in bienenfreundlichen Zierpflanzen vor. Das ergab eine BUND-Evaluierung. Auch Menschen sind bedroht.

Die gute Nachricht ist, dass die Giftstoffe abgebaut werden, auch wenn es je nach Stoff Monate oder Jahre dauern kann, insbesondere wenn sie erst einmal in den Boden eingedrungen sind. Deshalb lautet Hölzels letzter Tipp: Ziehen Sie Ableger der bienenfreundlichen Pflanzen ab oder teilen Sie Stauden, die Sie schon lange im Garten oder auf dem Balkon haben. Damit können Sie dann beispielsweise Pflanzenbörsen besuchen.

„Mehr als 80 Prozent der auf dem Markt befindlichen Beet- und Balkonpflanzen stammen aus dem globalen Süden“, sagt BUND-Expertin Corinna Hölzel. Hauptsächlich aus Ländern Lateinamerikas und Afrikas. Dort ist die Produktion günstiger und die klimatischen Bedingungen für die Aufzucht besser. „Drittens gibt es dort weniger Gesetzgebung, also weniger Kontrolle – man kann mehr Pestizide verwenden, was gut für einen schnellen Gewinn ist.“

„Es ist immer eine Gewissensfrage“, antwortet Corinna Hölzel. „Aber im Sinne der Ressourcenschonung würde ich niemandem empfehlen, bereits gekaufte und gepflanzte Pflanzen herauszureißen und etwas anderes zu kaufen. Wenn es einmal drin ist, soll es drin bleiben – und beim nächsten Mal wird man darauf achten.“ Kauf es."

Und man sollte örtliche Gärtnereien mit eigener Aufzucht unterstützen – „idealerweise auch Bio-Gärtnereien, aber die gibt es nicht überall“, sagt Corinna Hölzel. Ihr Tipp: Stellen Sie Fragen zur Herkunft. „Das bedeutet nicht, dass die örtlichen Gärtnereien nichts auf dem Großmarkt kaufen. Aber Sie können fragen, und wenn die Antwort lautet, dass dies in Ihrem eigenen Gewächshaus geschieht, können Sie sich auch darauf verlassen.“

Auch bedenklich: Laut BUND sind 20 gefundene Pestizide auch für Menschen „hochgefährlich“ – betroffen sind diejenigen, die in den Zuchtplantagen arbeiten, Gärtner und Floristen, die täglich mit den Pflanzen in Kontakt kommen.

Pestizide sollen Pflanzen gesund halten, indem sie sie vor Krankheiten und Schädlingen schützen. Der Nachteil ist, dass das, was Schädlinge vernichtet, oft auch Nützlingen schadet.

Gar nicht, sagt die BUND-Expertin für Pflanzenschutzmittel, Corinna Hölzel. Es gibt weder Kennzeichnungspflichten noch Grenzwerte. „Selbst Experten können den Pflanzen nicht entnehmen, wo sie gezüchtet wurden und welche Produktionskette sie hinter sich haben.“

Eine Wildbiene fliegt vor leicht bewölktem Himmel auf blaue Salbeiblüten zu.Frank Rumpenhorst/dpa