„Kokain-Flusspferde“ überschwemmen die Gewässer Kolumbiens

Das kolumbianische Umweltministerium betont, man wolle das Problem in den Griff bekommen. Die Behörden müssen sich beeilen, da Wissenschaftler derzeit vermuten, dass die Tiere aufgrund der üppigen Bedingungen in Kolumbien früher geschlechtsreif werden als in Afrika. Dadurch haben die Dickhäuter einen großen Fortpflanzungserfolg und vermehren sich schnell.

Schließlich griffen den Angaben zufolge auch die kolumbianischen Behörden ein und ordneten die Tötung eines aggressiven Bullen an. Ein Foto von Soldaten, die mit dem toten Tier posieren, sorgte landesweit für Empörung. Die Bemühungen, die Zahl der Tiere einzudämmen, scheiterten schließlich.

In Kolumbien tobt ein Drogenkrieg, der nicht nur Menschen betrifft, sondern auch Tiere. Das südamerikanische Land ist mittlerweile die neue Heimat zahlreicher „Kokain-Flusspferde“.

Ein Nilpferd des Drogenbosses Pablo Escobar schwimmt im Fluss Magdalena in Kolumbien Fernando Vergara/AP

Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Population der „Kokain-Flusspferde“ in Kolumbien größer ist, als Wissenschaftler bisher angenommen haben. Worum geht es?

Kolumbiens „Kokain-Flusspferde“ stammen alle von drei Weibchen und einem Männchen ab, die vom Drogenboss Pablo Escobar illegal ins Land importiert wurden. Nach seinem Tod Anfang der 1990er Jahre flohen die Flusspferde von seinem Grundstück und ließen sich im Fluss Magdalena nieder. Daher haben die Tiere auch ihren besonderen Namen erhalten. Sie werden nicht wegen etwaigen Drogenkonsums „Kokain-Flusspferde“ genannt, sondern wegen ihres berüchtigten Besitzers. Die Tiere der Art Hippopotamus amphibius stammen ursprünglich aus Afrika – wo Dürreperioden und Raubtiere die Population in Schach hielten. Außerhalb des Kontinents vermehrten sie sich jedoch rasch.

Eine neue Volkszählung ergab kürzlich, dass es doppelt so viele dieser invasiven Tiere geben könnte wie frühere Schätzungen, berichtet die Fachzeitschrift Nature. Statt der erwarteten 98 Tiere erfasste eine Drohne im Rahmen einer Studie 181 bis 215 Tiere. Jetzt sollte sogar der Staat eingreifen. Aber wie kamen die Dickhäuter überhaupt dorthin?

Eine diskutierte Strategie ist die Dart-Verabreichung von Verhütungsmitteln. Dies würde schließlich dazu führen, dass Flusspferde beseitigt werden, indem man sie an der Fortpflanzung hindert. Eine Modellstudie hat kürzlich berechnet, dass diese Methode Flusspferde innerhalb von 45 Jahren ausrotten könnte.

Vor allem Fischer leben in Angst, denn die Tiere können bis zu drei Tonnen wiegen und auf Menschen herumtrampeln – außerdem sind sie äußerst territorial und teilweise aggressiv. Auch der Lebensraum anderer Tiere leidet. Flusspferde konkurrieren beispielsweise mit der westindischen Seekuh, dem neotropischen Otter und dem Wasserschwein um Ressourcen. Angesichts schwerer Angriffe auf Menschen fordern Wissenschaftler nun Lösungen.