Russischer Soldat: Wagner-Söldner quälen unsere Truppen

Unterdessen erhebt die Wagner-Gruppe schwere Vorwürfe gegen die russische Armee und ihre Kommandeure in Moskau. Kürzlich kam es zu Vorfällen, bei denen russische Soldaten auf Wagner-Truppen schossen und eine Straße in der Nähe von Wagner-Stellungen verminten. Venevitin bestreitet diese Berichte im Video vom Donnerstag.

Der Wahrheitsgehalt der jeweiligen Darstellungen kann nicht unabhängig überprüft werden. Deutlich wird jedoch, dass die russischen Besatzungstruppen scheinbar immer tiefer vordringen – was wiederum Auswirkungen auf den Erfolg von Wladimir Putins „militärischer Sonderoperation“ in der Ukraine haben könnte.

Während Beobachter derzeit vor allem über den Beginn der ukrainischen Gegenoffensive spekulieren, geraten die russischen Streitkräfte offenbar immer mehr in interne Konflikte mit der eigentlich verbündeten Söldnergruppe Wagner. Jetzt ist ein Video aufgetaucht, in dem ein russischer Soldat, der zuvor von Wagner-Truppen gefangen genommen wurde, über Misshandlungen und Folter durch die Söldner berichtet.

Der Kommandeur der 72. russischen Brigade, Roman Venevitin, der zuvor von Wagner gefangen genommen und verhört worden war, wurde freigelassen und nahm die folgende Aussage auf.

Venevitin erklärt in dem Video, dass es schon seit langem Spannungen zwischen Soldaten der russischen Armee und Mitgliedern der Familie Wagner gebe. Wagner-Truppen griffen immer wieder auf russisches Kriegsgerät zurück und stahlen unter anderem Panzer und Munition. Auch Entführungen und Folter kam es immer wieder vor. Einige russische Soldaten sollen von Wagner-Truppen gefangen genommen und als „Arbeiter wie Sklaven“ behandelt worden sein.

Jewgeni Prigoschin, Anführer der Söldnergruppe WagnerAP/dpa

Auch Wagner-Chef Prigoschin, der lange als enger Freund und Günstling Putins galt, scheint sich Beobachtern zufolge weiter vom Kreml entfernt zu haben. Der 62-Jährige kritisiert und verspottet seit Monaten den Zustand der russischen Armee. „Im Verteidigungsministerium herrscht Chaos“, erklärte Prigoschin auf seinem Telegram-Kanal. Es wurde nicht genügend Munition geliefert und es wurden falsche Angaben über Verluste in der Ukraine gemacht. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat die Vorwürfe bislang nüchtern zurückgewiesen.

In einem Fall wurde ein russischer Sergeant entführt und in einem „kalten Keller“ gefangen gehalten. „Sie haben ihn mit Hunger gefoltert und ihm Säure und andere Chemikalien in die Augen gesprüht“, sagt Venevitin im Video. Der Mann erblindete für kurze Zeit. Ein weiterer Soldat beging aufgrund der Misshandlungen und Demütigungen durch Wagner-Söldner Selbstmord. Zu diesen und anderen Vorfällen liegen Zeugenberichte vor.

Oberstleutnant Roman Venevitin berichtet von erbitterten internen Konflikten in Putins Armee. Wagner-Truppen sollen russische Soldaten „wie Sklaven“ gehalten haben.

Vor wenigen Tagen veröffentlichte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ein Video, das den russischen Oberstleutnant Roman Venevitin zeigt. Im Verhör gab er – offenbar unter großem Druck – zu, aus „persönlicher Abneigung“ und im betrunkenen Zustand verbündete Wagner-Kämpfer erschossen zu haben. Nach Angaben von Menschenrechtlern soll der Mann zu einer Aussage gezwungen worden sein. Nach seiner Freilassung äußerte sich Venevitin nun zu den Hintergründen des Verhörvideos.

Venevitin sagt, Wagner sei für zahlreiche Fälle bekannt, in denen er russische Soldaten entführte und ihnen mit Erschießungen drohte … pic.twitter.com/NeHs2FM3ac

09.06.2023 | aktualisiert am 09.06.2023 – 16:10 Uhr