Antirussisches Gesetz in Polen: Bundesregierung ist „besorgt“

Ende Mai verabschiedete die nationalkonservative Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) das Gesetz zur Einrichtung einer umstrittenen Untersuchungskommission zum „russischen Einfluss“ im Land. Das neunköpfige Gremium soll beurteilen können, ob Menschen zwischen 2007 und 2022 dem russischen Einfluss erlegen sind – ohne dass die Justiz in solche Ermittlungen einbezogen wird.

Im Herbst wird in Polen ein neues Parlament gewählt. Umfragen deuten darauf hin, dass die PiS die Wahl mit rund 30 Prozent der Stimmen gewinnen, aber die Mehrheit verfehlen wird. Dies könnte eine Chance für die Opposition darstellen.

Polens Nationalkonservative Partei hat eine Kommission zum Thema „Russischer Einfluss“ eingesetzt. Es kam zu Massenprotesten. Auch aus Berlin kommt Kritik.

Die Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte am Montag in Berlin, die Bundesregierung beobachte die Entwicklung „ebenso wie unsere Partner in Brüssel und Washington aufmerksam und mit Sorge“. Sie verwies auch auf die Demonstration Hunderttausender Menschen am Sonntag in Warschau gegen die Regierung. „Natürlich haben diese Proteste gezeigt, dass viele Menschen in Polen selbst mit dem Gesetz nicht einverstanden sind“, sagte die Sprecherin.

Im Falle einer Verurteilung durch die Kommission drohen den Betroffenen ein zehnjähriges Verbot öffentlicher Ämter und der Zugang zu staatlichen Geldern. Kritiker sehen in der Kommission einen massiven Angriff auf den Rechtsstaat und den Versuch der PiS, den liberalen Politiker Donald Tusk, der von 2007 bis 2014 Regierungschef in Polen war, vor den Parlamentswahlen im Herbst politisch zu eliminieren.

Vize-Regierungssprecher Wolfgang Büchner fügte hinzu, dass Polen in den Augen der Bundesregierung „selbstverständlich“ eine Demokratie sei – fügte aber hinzu: „Auch in Demokratien gibt es hin und wieder Themen, bei denen man auf alle Elemente schauen muss, die wichtig sind.“ Sozusagen eine Demokratie bleiben auch erhalten.“ Die Bundesregierung diskutiere solche Fragen „mit unseren polnischen Freunden“.

Die Bundesregierung äußerte sich besorgt über das umstrittene Gesetz zur Einrichtung einer Untersuchungskommission zum „russischen Einfluss“ in Polen. Auf die Frage, ob Polen überhaupt noch eine Demokratie sei, antwortete eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Montag auf der Regierungspressekonferenz in Berlin ausweichend: „Das ist eine sehr weit gefasste Frage, die hier und da sicherlich nicht so pauschal beantwortet werden sollte.“ kann auch nicht.“

Proteste gegen die nationalkonservative Regierungspartei PiS in Warschau.ZUMA Wire/imago

Der stellvertretende Regierungssprecher Büchner sagte, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) finde die Aussagen der EU zum polnischen Gesetz „richtig“. „Grundsätzlich kann man auch für die Bundesregierung sagen: Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gehören zu den unabdingbaren Voraussetzungen, auf denen die EU als Ganzes beruht, sie sind das Fundament der Europäischen Union“, fügte der Sprecher hinzu.

Die EU äußerte letzte Woche Bedenken, dass das neue Gesetz Bürger daran hindern könnte, öffentliche Ämter zu bekleiden und Politiker ohne Gerichtsbeschluss verurteilt werden könnten. Auch das US-Außenministerium hatte seine „Besorgnis“ über die bevorstehenden Parlamentswahlen im Herbst geäußert.